Hormone und hormonelle Entwicklung bei Kindern

Bereits vor der Geburt spielen Hormone eine wichtige Rolle bei der Ausreifung und Entwicklung der Organe. Im Neugeborenenalter und in der späteren Entwicklung der Säuglinge, Kleinkinder, Kinder und Jugendlichen spielen Hormone eine wichtige Rolle für die Entwicklung des Nervensystems. Sie übernehmen wichtige Steuerfunktionen des Stoffwechsels, des Wachstums und der emotionalen Entwicklung.

Hormone werden bestimmten Organen ("Hormondrüsen") zugeordnet in denen sie in der Regel gebildet werden. Schon im Neugeborenenalter spielt die Diagnose und Therapie einer hormonellen Störung eine wesentliche Rolle. Im Neugeborenenscreening (Reihenuntersuchung auf angeborene Hormon- und Stoffwechselerkrankungen am zweiten Lebenstag) werden wichtige und behandelbare Hormonerkrankungen diagnostiziert. Dazu gehörten die angeborene Schilddrüsenunterfunktion (Schilddrüse = Thyroidea, konnatale Hypothyreose) und eine Störung der Nebennierenrinde welches dann die normale Geschlechtsorganentwicklug bei Mädchen betreffen kann, das Andrenogenitale Syndrom (AGS). In seiner ausgeprägtesten Form kann diese Erkrankung zu schweren Salzverlusten führen und damit auch zum Tod eines Kindes. Erkannt sind beide Erkrankungen, die konnatale Hypothyreose und das Adrenogenitale Syndrom (AGS) gut therapierbar und die Aussicht auf eine normale Entwicklung der Kinder mit einer entsprechenden Medikation ist ausgesprochen gut.

Das zentrale Hormonorgan im Gehirn, ist die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). Sie produziert eine ganze Reihe Hormone die die Hormonorgane und die Produktion von weitern Hormonen reguliert. Die Hormone der Hypophyse stimulieren die Hormonausschüttung der Schilddrüse, der Nebenniere und der Geschlechtsorgane. Hier wird Wachstumshormon (GH) ausgeschüttet. Das Schilddrüse stimulierende Hormon (Thyroidea stimulierendes Hormon TSH) und das Nebennieren regulierende Hormon (Adrenocorticotrope Hormon ACTH). Ebenso werden die Geschlechtorgane regulierende Hormone, das Follikel stimulierende (FSH) und Luteinisierende Hormon (LH) in der Hypophyse gebildet. Diese regulieren bei Mädchen und Knaben in unterschiedlicher Weise die Entwicklung der Geschlechtsorgane, die Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmalen und der Geschlechtshormone in der Pubertät und in der Adoleszens. Wenn es zu Störungen in der Regulation der Hypophyse und der anderen Hormondrüsen durch eine Erkrankung kommt dann ist eine frühzeitige Diagnostik und Therapie besonders im Kindesalter rasch erforderlich.

Kleinwuchs kann als Ursache einen Wachstumshormonmangel haben. Das Wachstumshormon ist jedoch nicht nur für die Entwicklung der Körperhöhe verantwortlich, sondern reguliert auch die Köperzusammensetzung. Auch ein Hochwuchs kann genetische und hormonelle Ursachen haben. Eine verzögerte oder eine beschleunigte Pubertät kann durch ein hormonelles Unter- oder Überangebot verursacht sein. Die Erkrankungen sollte rechtzeitig diagnostiziert und bei betroffenen Kindern therapiert werden um eine regelrechte Entwicklung zu gewährleisten.

Störungen des Hormonhaushaltes äußern sich entweder durch ein Überangebot von Hormonen, wie beispielsweise bei der Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), durch einen Mangel an Hormonen, wie beispielsweise bei der Schilddrüsenunterfunktion oder durch Vergrößerung einer endokrinen Drüse. Bereits bei kleinsten Anzeichen einer hormonellen Erkrankung (Schilddrüsenüberfunktion: Gewichtsverlust, Unruhe und Konzentrationsschwäche; Schilddrüsenunterfunktion: Müdigkeit, Leistungsminderung, z.B. in der Schule) sollte sofort ein Endokrinologe aufgesucht werden, um eine optimale Diagnostik und Behandlung zu gewährleisten.