Osteoporose

Einleitung - Diagnostik - Therapie

Empfehlungen zur Lebensführung

Da 80% der Frakturen Folge eines Sturzes sind, hat die Sturzprophylaxe eine große Bedeutung. Dazu gehören regelmäßige körperliche Aktivität, physikalische Therapie und Muskelaufbautraining. Gleichzeitig haben Druck- und Zugreize eine anabole Wirkung auf den Knochen. Zur Verbesserung der Koordination können Yoga, Tai Chi und Tanzen empfohlen werden. Täglich sollte mindestens eine halbe Stunde im Freien verbracht werden. Stolperfallen in der Wohnung (Türschwellen, Teppichkanten, Kabel usw.) sollten beseitigt werden. Auf solides Schuhwerk ist zu achten. Unter Umständen kann eine Gehhilfe sinnvoll sein. Die Größe muss angepasst sein und der Umgang eingeübt werden. In geeigneten Fällen kann ein Hüftprotektor zum Einsatz kommen.

 

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Eine gezielte Ernährungsberatung kann dazu beitragen, den Calciumanteil in der Nahrung zu erhöhen. Besonders geeignet sind Hartkäse, Milch, Joghurt und grüne Gemüse und calciumreiches Mineralwasser. Mit zunehmendem Alter ist die Aufnahme von Calcium aus dem Darm und die Bildung von Vitamin D in der Haut vermindert, so dass zusätzlich bis zu 1500 mg Calcium plus 400-800 I.E. Vitamin D3 gegeben werden sollten. Durch die Messung des Vitamin D3-Spiegels im Blut kann die individuell ausreichende Dosis bestimmt werden.

Von Risikoverhalten wie Alkoholkonsum, Zigarettenrauchen und exzessivem Kaffeegenuss muss abgeraten werden. Softdrinks und Wurstwaren sollten gemieden werden

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Vor allem bei frischen Wirbelfrakturen und bei hartnäckigen Rückenschmerzen aufgrund von Wirbelsäulenverformungen muss eine suffiziente Schmerztherapie durchgeführt werden. Ein Stützmieder kann Erleichterung bringen.

Pharmakotherapie

Eine spezielle Pharmakotherapie ist angezeigt, wenn

  • bereits osteoporotische Frakturen aufgetreten sind,
  • beim Vorliegen von Risikofaktoren der T-Score unter -2,5 SD liegt,
  • eine Glucocorticoid-Langzeittherapie begonnen wird und der T-Score unter -1,5 SD liegt.

Für postmenopausale Frauen stehen die Bisphosphonate Alendronat (Fosamax) und Risedronat (Actonel), Raloxifen (Evista) als selektiver Östrogen-Rezeptor-Modulator (SERM) und Strontiumranelat (Protelos) zur Verfügung. Für diese Medikamente ist in randomisierten kontrollierten Studien die Wirksamkeit zur Verhinderung weiterer Wirbelfrakturen bewiesen.

Bisphosphonate sind durch Hemmung der Osteoklasten in der Lage, den weiteren Abbau des Knochens zu verhindern. Das Auftreten von Wirbelfrakturen konnte in Plazebo kontrollierten Studien um 40-65% gesenkt werden. Die Knochendichte steigt um 4-8% pro Jahr an. Da Bisphosphonate relativ schlecht über den Darm aufgenommen werden, muss die Einnahme nüchtern erfolgen. Um Verätzungen in der Speiseröhre zu vermeiden, ist gleichzeitig ein Glas Wasser zu trinken und eine aufrechte Körperhaltung einzunehmen. Sowohl Alendronat als auch Risedronat gibt es als Tabletten zur einmal wöchentlichen Einnahme. Vorsicht ist geboten bei Schluckschwierigkeiten (z.B. nach Schlaganfall), Passagebehinderungen der Speiseröhre und Magenerkrankungen. In besonderen Fällen kann die Therapie mit Bisphosphonaten in monatlichen bis jährlichen Abständen als Spritze oder Kurzinfusion über die Vene erfolgen. Die Dauer der Therapie kann je nach Befund ca. 3-5 Jahre betragen ggf. auch länger.

SERMs (Raloxifen) haben an Knochen und Blutgefäßen einen ähnlichen Effekt wie Östrogene. Sie sind in der Lage, die Häufigkeit von Wirbelkörperfrakturen signifikant zu senken. Bei erhöhtem Thromboserisiko muss vom Einsatz von Raloxifen Abstand genommen werden, bei Bettlägerigkeit z.B. nach einer Operation muss die Behandlung unterbrochen werden; ansonsten ist die Verträglichkeit gut. Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines östrogenrezeptorpositiven Mammakarzinoms kann möglicherweise unter einer Therapie mit Raloxifen gesenkt werden.

Strontiumranelat (Protelos) wirkt sowohl stimulierend auf die Osteoblasten als hemmend auf die Osteoklasten, sodass es zu einem Knochenaufbau kommt. Studien zeigen die Abnahme der Häufigkeit von Wirbelbrüchen um 41-49% und von anderen Knochen um 19%. Strotiumranelat ist ein Granulat, das abends gemeinsam mit Wasser eingenommen wird. Eine gleichzeitige Einnahme von Calcium oder calciumreichen Lebensmitteln behindert die Aufnahme des Medikamentes im Darm und ist deshalb zu vermeiden. Bei Patientinnen mit erhöhtem Thromboserisiko und bei Epileptikerinnen sollte Strontiumranelat nicht eingesetzt werden.

Treten unter der Therapie mit Bisphosphonaten, Serms oder Strontiumranelat erneut spontane Wirbelfrakturen auf, kann eine Therapie mit Parathormon (Teriparatid) (Forsteo) erwogen werden. Durch das Spritzen von 20 µg/Tag unter die Haut werden hierbei kurzfristig hohe Serumspiegel erreicht, die zu einer Stimulation der Osteoblasten und damit zur Knochenneubildung führen. Das Auftreten von neuen Knochenbrüchen konnte um ca. 60% gesenkt werden. Die Therapiedauer beträgt 18 Monate. Gegenanzeigen sind pathologisch erhöhte Calciumspiegel im Blut, bösartige Knochenerkrankungen sowie Strahlentherapie.

Die spezielle Pharmakotherapie wird ergänzt durch die Gabe von 500-1000 mg Calcium und 400-800 I.E. Vitamin D3.

Ziel der Therapie ist die Verhinderung von (weiteren) Knochenbrüchen, der Erhalt der Lebensqualität und der Möglichkeit zur selbständigen Lebensführung.

Osteoporose beim Mann

Osteoporose gilt immer noch als Frauenleiden, deshalb wird die Diagnose bei Männern meist erst nach dem Auftreten von unerklärlichen Knochenbrüchen gestellt. Da 60% der Patienten an einer sekundären Osteoporose leiden, eröffnet sich in vielen Fällen nach eingehender Diagnostik die Möglichkeit einer kausalen Therapie, die gezielt die Ursache der Osteoporose behandelt. Ab 75 Jahren sind Männer durch die Verminderung von Muskel- und Fettmasse, Geh- und Sehbehinderung sowie Medikamenteneinnahme ebenso wie Frauen von der Entwicklung einer senilen Osteoporose mit Frakturen bedroht. Neben der Basistherapie mit Calcium und Vitamin D3 ist zur Behandlung der Osteoporose beim Mann das Bisphosphonat Alendronat (Fosamax) zugelassen.

 

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Engelbach M., Santen R., Sandforth R., Endokrinologische Gemeinschaftspraxis, Frankfurt