Schilddrüsenerkrankungen

Schilddrüse

Die Schilddrüse (Thyreoidea) ist eine aus zwei Lappen bestehende Drüse. Beide Teile sind über eine schmale Gewebebrücke, den Schilddrüsenisthmus, miteinander verbunden. Die Schilddrüse wiegt etwa 28 Gramm und liegt vor dem Kehlkopf direkt unter der Haut der Halswurzel. Die Schilddrüse verfügt von allen innersekretorischen Drüsen über die meisten Blutgefäße. Die Ausschüttung des von ihr produzierten Thyroxins, das Haupthormon der Schilddrüse, wird von einem Hormon des Hypophysenvorderlappens (dem schilddrüsenstimulierenden Hormon TSH) angeregt. Das Drüsengewebe besteht aus zahlreichen kleinen Bläschen (Follikeln), die mit Schilddrüsenkolloid gefüllt sind. Diese Substanz besteht vorwiegend aus Thyreoglobulin, das von der Schilddrüse mit Hilfe eines Oxidationsvorgangs aus dem Grundstoff Jod gewonnen wird. Die Schilddrüse hat deshalb einen hohen Bedarf an Jod. Das in winzige Partikel aufgespaltete Thyreoglobulin wird dann in das Blut abgegeben. Die Schilddrüsenfunktion wird in einem komplizierten Regelwerk über die Aktivierung von Hormonen des Hypothalamus (TRH) der Hypophyse (TSH) und der eigentlichen Schilddrüsenhormone (T3, T4) kontrolliert.

Funktion der Schilddrüse

Die Schilddrüse ist ein lebenswichtiges Organ, da sie maßgeblich an der Steuerung vieler Körperfunktionen beteiligt ist. Die in ihr gebildeten Hormone Trijodthyronin (T3 - enthält drei Jodbausteine) und Thyroxin (T4 - enthält vier Jodbausteine) sind an fast allen Stoffwechselvorgängen des Körpers beteiligt. Es gibt aber einige Organe, deren Funktionen besonders stark von ihrer Aktivität abhängig sind.

  • Haut, Haare und Nägel
  • Nervensystem
  • Augen
  • Herz
  • Darm
  • Geschlechtsorgane
  • Knochen und Muskeln

Die Botenstoffe T3 und T4 sorgen zum Beispiel mit dafür, dass die Haare gesund und glänzend aussehen, die Fingernägel kräftig sind, die Haut Spannkraft besitzt, das Herz im richtigen Rhythmus schlägt und die Verdauung gut funktioniert. Ein Ungleichgewicht in der Funktion der Schilddrüse, das heißt, zuviel oder zuwenig Schilddrüsenhormone, wirken sich bei diesen Organen meist sehr viel schneller aus als in anderen Körperteilen. Die gestörte Schilddrüse verursacht verschiedenste Symptome. Die Krankheitszeichen, die für den Betroffenen sichtbar oder spürbar werden, sind zunächst meist gering ausgeprägt und oft sehr ungenau.

Schilddrüsenerkrankungen

1. Schilddrüsenüberfunktion

Wenn zu viele Hormone T3 und T4 im Blut sind, kommt es zur Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Da die beiden Hormone großen Einfluss auf den Energiehaushalt unseres Körpers haben und durch Aktivierung des Stoffwechsels das Ausmaß unserer Leistungsfähigkeit bestimmen, kommt es bei einem Hormonüberschuss zur völligen Übersteuerung der Organsysteme. Eine Schilddrüsenüberfunktion kann im Prinzip mit allen in Verbindung mit allen Schilddrüsenerkrankungen vorkommen: mit einem Kropf, mit einer Entzündung oder mit einer Geschwulst. Besonders häufig tritt die Schilddrüsenüberfunktion aber im Zusammenhang mit zwei Erkrankungen auf, mit der so genannten Schilddrüsenautonomie, die sich bei einem Knotenkropf entwickeln kann und mit der Basedow-Erkrankung.

Symptome:

Beschleunigung aller Stoffwechselvorgänge im Körper, erhöhter Grundumsatz, Heißhunger, ggf. Gewichtsabnahme, Herzrasen, innere Unruhe oder Durchfall.

2. Schilddrüsenunterfunktion

Bei der Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) werden zuwenig T3 und T4 Botenstoffe gebildet und ins Blut abgegeben. Alle Stoffwechselvorgänge, die von diesen beiden Aktivbausteinen angeregt werden, sind dann gedrosselt. Alle hormongesteuerten Vorgänge im Körper laufen stark verlangsamt ab. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann angeboren sein oder während des Lebens erworben werden. Aus diesem Grund werden in Deutschland seit vielen Jahren bereits Säuglinge auf eine Fehlfunktion hin untersucht. Bei rechtzeitiger Feststellung einer solchen Fehlfunktion können sich die Babys und Kinder mit Hilfe der medikamentösen Zufuhr von Schilddrüsenhormonen ganz normal entwickeln und eventuell auftretende Entwicklungsschäden vermieden werden.

Symptome:

Konzentrationsschwäche, Gewichtszunahme, Verstopfung, Müdigkeit, Haarausfall, Zyklusstörungen und andere mehr.

3. Schilddrüsenkrebs

Gerade bei einer vergrößerten Schilddrüse (bei einem Kropfleiden) besteht eine erhöhte Neigung zur Knotenbildung. Werden Knoten ertastet, erfolgt eine Größenbestimmung und eine Untersuchung der sonographischen Beschaffenheit der Knoten. Hilfreich kann auch eine Knotenuntersuchung mit der Elastographie zur Erkennung der Elastizität des Gewebes. Mittels der so genannten Szintigraphie können die Knoten im weiteren Verlauf der Untersuchung durch injizierte, schwach radioaktive Substanzen als "Heiße" oder "Kalte" Knoten dargestellt (Heiße Knoten sind im Szintigramm durch warme gelb-rot-Töne sichtbar, Kalte Knoten werden durch kalte Blau-Töne angezeigt). Jedoch besteht vor allem bei den sogenannten kalten Knoten eine, wenn auch geringe, Gefahr der bösartigen Entartung der Zellen. Daher wird insbesondere bei szintigraphisch kalten oder elastographisch harten Knoten eine Feinnadelpunktion erwogen. Hierbei wird durch einen kleinen Einstich durch die Haut eine winzige Gewebeprobe entnommen und die Zellen anschließend vom Pathologen untersucht. Ergänzende molekulargenetische Untersuchungen der Gewebeprobe, z.B. auf BRAF, können die Aussagekraft der FNP erhöhen und bei positivem Nachweis prädiktiv prognostische Bedeutung haben.

 

Obwohl Schilddrüsenerkrankungen häufig sind, sollte bei begründetem Verdacht eine weiterführende Abklärung durch den Spezialisten erfolgen. So können überflüssige Untersuchungen und teure Doppeluntersuchungen vermieden werden.